Meine Jahreshighlights 2022

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Dieses Jahr war eine Wucht. In vielerlei Hinsicht. Dementsprechend wenig habe ich gelesen, da immer anderes meine Aufmerksamkeit hatte, ich insgesamt wenig zur Ruhe kam und Bücher für mich mehr in den Hintergrund rückten als jemals zuvor. Doch zwischendurch gab es ein paar, die mich kurzzeitig aus dieser Leseflaute rissen, mich ablenkten, bewegten und sehr, sehr viel fühlen ließen.

Jedes dieser Bücher steht für mich ganz persönlich für eine ganz bestimmte Phase in diesem Jahr, ein ganz bestimmtes Gefühl, das während des Lesens vordergründig war und meinen Blick geprägt hat. Hach, Literatur ist so was Schönes. Ich freue mich schon, 2023 wieder in viele neue inspirierende, aufrüttelnde Geschichten einzutauchen.

In keiner besonderen Reihenfolge also – das waren für mich die besten Bücher 2022:

Miroloi von Karen Köhler

Miroloi war in der Literaturwelt eine ganze Weile in aller Munde und ich dachte, es wäre eins dieser Bücher, das an mir vorbeiziehen wird. Bis eine gute Freundin mir vorschwärmte, wie ergreifend sie diesen Roman fand und ich genau in der Stimmung für diese Art von Buch war: zugänglich geschrieben und doch packend und aufrüttelnd. Und tatsächlich bin ich vollkommen in die Welt der namenlosen Protagonistin eingetaucht, habe mitgefiebert und mitgelitten, konnte es kaum zur Seite legen. Miroloi ist ein großartiges, sehr vielschichtiges Buch, das es sich definitiv zu lesen lohnt.

The Seven Husbands of Evelyn Hugo von Taylor Jenkins-Reid

Wer diesen Blog aufmerksam liest, wird wissen, dass sich Taylor Jenkins Reid bereits mit Daisy Jones & The Six in mein Herz geschrieben hat. Direkt im Anschluss zog Evelyn Hugo bei mir ein und stand eine ganze Weile ungelesen im Regal, weil ich wahnsinnig hohe Erwartungen daran hatte. Anfang Februar war der Zeitpunkt da und ich vertiefte mich in diese Lektüre, die noch großartiger, aufrüttelnder, herzzerreißender war, als ich gedacht hätte. Für dieses Buch habe ich alles andere links liegen lassen, musste ständig daran denken und habe gegen Ende so viele Tränen vergossen wie schon lange nicht mehr. Die Autorin hat meinen größten Respekt – ein wirklich grandioser Roman!

Dschinns von Fatma Aydemir

Schon nach den ersten Seiten war mir klar: Das wird ein Jahreshighlight. Dieser Eindruck verstärkte sich im Laufe des Buches nur noch mehr. Dschinns vereint so vieles, das ich an Literatur schätze: den Blick über den eigenen Tellerrand, facettenreiche Charaktere, einen tollen Erzählstil, zwischenmenschliche Beziehungen, die einen teilweise mit dem eigenen Schubladendenken konfrontieren und herausfordern. Ein wahnsinnig kluges, spannendes, eindrucksvolles Buch.

Das mangelnde Licht von Nino Haratischwili

Das achte Leben (für Brilka) von Nino Haratischwili ist eins der Bücher meines Lebens. Somit war ich wahnsinnig gespannt auf ihren neuen Roman Das mangelnde Licht, über den ich nur lobende Worte auf Instagram lesen konnte, allerdings mit dem Hinweis, das Buch wäre ganz anders als Brilka. Genauso würde ich es auch unterschreiben: Brilka ist ein Epos und begleitet mehrere Generationen einer Familie, während sich Das mangelnde Licht auf die vier Protagonistinnen im Laufe der Jahrzehnte konzentriert. Zudem wird mit Zeitsprüngen gearbeitet. Doch auch hier war ich hin und weg von Nino Haratischwilis fulminantem Schreibstil, ihrer unglaublichen Kunst, tiefgehende Geschichten zu erzählen. Der Roman kommt für mich zwar nicht an Brilka ran, ist aber trotzdem definitiv ein Jahreshighlight.

Milk Teeth von Jessica Andrews

Nach einer sehr heftigen Leseflaute fiel mir dieses Buch in die Hände und holte mich in meinem Gefühlszustand perfekt ab. Milk Teeth ist poetisch, melancholisch, tiefgehend und aufrüttelnd. Ich bin so beeindruckt von der Sprache, die Jessica Andrews für ihre Protagonistin findet, wie sie ein ganz bestimmtes Lebensgefühl einfängt. Ich habe mich sehr darin wiedergefunden und möchte unbedingt noch „Saltwater“ lesen.

Anleitung ein anderer zu werden von Édouard Louis

Mein erstes Buch von Édouard Louis und oh man, ich war hin und weg. Er schreibt autofiktional über sein Leben, zerpflückt eigene Gedanken und Erlebnisse mit so einem reflektierten, messerscharfen Blick, dass ich an jedem seiner Sätze hing. Wie komplex wir Menschen doch sind. Und wie interessant Louis über sein Erleben und den Drang, unbedingt „ein Anderer“ zu werden, schreibt.

Die Lüge von Mikita Franko

Ein Junge wächst in Russland mit zwei Vätern auf. Wie kann sich das über einen ganzen Roman tragen?, dachte ich. Mikita Franko hat schnell alle Zweifel, die ich anfangs hatte, aus dem Weg geräumt. Dieser ehrliche und soghafte Schreibstil hat die Geschichte für mich zu einem sehr intensiven Leseerlebnis gemacht und die Figuren und ihre Dynamiken haben sich wahnsinnig real angefühlt. Ein großartiger Coming-of-Age-Roman, aber auch viel mehr als das.


Was waren eure literarischen Jahreshighlights?

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