Meine Jahreshighlights 2020

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Daran, dass dieses Jahr turbulent war, werden wir gerade wohl zu Genüge erinnert. Doch für mich persönlich ist auch viel Positives eingetreten: der Umzug in eine wunderschöne Wohnung, an der mein Freund und ich uns hoffentlich lange erfreuen werden, ein erfüllender Nebenjob, berufliche Weiterentwicklung, ein erfolgreich abgeschlossenes 2. Mastersemester und ein spannendes 3. Semester, das sich bald dem Ende zuneigt und langsam aber sicher Gedanken an die Masterarbeit zulässt. Allein in diesem Jahr haben wir mit großzügiger Unterstützung von Freund:innen und Familie 3 Umzüge gewuppt, mein Freund und ich waren für ein paar Tage zum ersten Mal in Wien, haben unser vierjähriges Jubiläum gefeiert, eine Freundin und ich verbrachten ihren Geburtstag in Amsterdam und ich freue mich, trotz der Einschränkungen viel in Kontakt mit Menschen gestanden zu haben, die mir wichtig sind.

Und ich habe 58 Bücher gelesen. Zwar waren es dieses Jahr nicht ganz so viele, wie in vergangenen Jahren (dafür war mein Kopf häufig zu voll, zu abgelenkt), doch das eine oder andere ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Daraus haben sich 5 Buchfavoriten herauskristallisiert, ein Hörbuchhighlight sowie ein Reise/Lifestyle-Buch für die Stadt Berlin. Die diesjährigen Highlights sind nicht zwangsläufig Bücher, die stilistisch unbedingt die Besten sind, sondern es sind jene, die mir persönlich zum richtigen Zeitpunkt in die Hände fielen. Sie haben mich durch die verschiedenen Phasen dieses Jahres begleitet, mich bereichert, unterhalten und bewegt. In einem anderen Jahr wäre die Auswahl derselben Titel vielleicht anders ausgefallen, doch diese Bücher haben mir 2020 am meisten gegeben:

Gestern war auch schon ein Tag von Finn-Ole Heinrich

Dass ich dieses Buch überhaupt entdeckt habe, war reiner Zufall. Doch so unscheinbar dieses dünne Büchlein daherkommt, so heftig schütteln die Kurzgeschichten einen beim Lesen durch, entlarven Wahrheiten, die wir uns nicht eingestehen wollen, provozieren und regen zum Nachdenken an. Dass ich mir nach der Lektüre sofort Finn-Ole Heinrichs zweiten Kurzgeschichtenband und seinen Roman bestellte, spricht für sich – bitte lest dieses Buch! Ich verspreche euch: Ihr werdet darüber reden wollen.

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I’m Thinking of Ending Things von Iain Reid

Ich erinnere mich nicht, wann ich mich zuletzt beim Lesen so sehr gegruselt habe wie bei diesem – und das am helllichten Tag. Das Buch entdeckte ich in einer Buchhandlung in Wien, fischte es zufällig aus einem der Regale und mochte das Cover. Der Klappentext machte mich auch neugierig, und obwohl ich zuvor noch nie etwas von diesem Thriller gehört hatte, kaufte ich ihn (für mich eher untypisch, ich recherchiere sonst alles zu Tode). Ein Volltreffer! Mittlerweile ist auch der zugehörige Netflix-Film erschienen, doch ich würde empfehlen, erst das Buch zu lesen.

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Was wir sind von Anna Hope

Freundschaften sind kompliziert. Das zeigt auch Anna Hope in Was wir sind auf eine Art, die beim Lesen ein bisschen wehtut, aber auch schön, ehrlich und realistisch ist. Für einige Stunden war ich unglaublich involviert in die Leben von Hannah, Cate und Lissa, die sich im Studium kennenlernten, Mitte 30 sind und alle auf unterschiedliche Art leiden und nach etwas streben, das ihnen scheinbar verwehrt bleibt. Dabei ist auch zwischen ihnen nicht immer alles rosig. Und doch bleibt der starke Zusammenhalt, den wir alle in irgendeiner Form brauchen. Diese ruhige, kluge Melancholie hat mich sehr berührt.

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Girl, Woman, Other von Bernadine Evaristo

Girl, Woman, Other ist ein sehr besonderes Buch. Der rhythmische Sprachstil, die fragmentarische Erzählweise und die meisterhaft erzählten Schicksale zwölf Schwarzer Frauen* hallen immer noch nach, und das, obwohl es mittlerweile fast ein Jahr her ist, seit ich das Buch gelesen habe. Die Realitäten der beschriebenen Figuren waren so weit weg von meiner eigenen, dass ich viel Neues erfahren und dazugelernt habe, mich aber gleichzeitig zumindest ein Stück weit in alle hineinversetzen konnte. Ein literarisches Meisterwerk.

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Long Bright River von Liz Moore

Dieses Buch war für mich vor allem eins: spannende Unterhaltung mit Tiefgang. Long Bright River erzählt die Geschichte zweier Schwestern: Kacey ist „auf die schiefe Bahn geraten“, drogenabhängig und plötzlich verschwunden, während Mickey, die Protagonistin der Geschichte, als Polizistin arbeitet und ihre Schwester sucht. Beide haben mit einer schmerzvollen Vergangenheit zu kämpfen, wurden enttäuscht und verletzt und gehen auf unterschiedliche Weise damit um. Ich habe mich den Figuren beim Lesen unheimlich nahe gefühlt und konnte mich von dieser Geschichte nicht losreißen. Ein toller literarischer Thriller!

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Dieses Jahr habe ich auch wieder begonnen, Hörbücher zu hören. Zu Weihnachten habe ich kabellose Kopfhörer geschenkt bekommen und genieße es in letzter Zeit sehr, in der Badewanne oder beim Aufräumen Stimmen zu lauschen, die mir gute Geschichten vorlesen. Dabei gibt es ein Hörbuch, das mich absolut vom Hocker gehauen hat:

Die Elenden von Anna Mayr

Niemals hätte ich gedacht, dass mich ein Buch über die Stigmatisierung von Arbeitslosigkeit so dermaßen in seinen Bann zieht. Anna Mayr verbindet persönliche Erlebnisse, mit arbeitslosen Eltern aufgewachsen zu sein, mit gesellschaftlichen Beobachtungen und handfesten Fakten, die schockieren und uns alle etwas angehen. Dabei klärt sie auf, wie systemrelevant Arbeitslosigkeit eigentlich ist und bietet interessante Lösungsansätze. Ich habe auch der Sprecherin Nairi Hadodo sehr gerne zugehört!

Die Elenden

Nachdem mein Freund und ich den ersten Lockdown außerhalb Berlins verbrachten, ergab sich Mitte des Jahres schließlich die Möglichkeit, eine Wohnung in Berlin zur Untermiete zu übernehmen. Sie entsprach zwar nicht unserer Idealvorstellung, aber wir konnten unser Glück trotzdem kaum fassen und zogen im Juli ein. Die nächsten drei Monate waren kräftezehrend. Die Wohnung wurde in einem schrecklichen Zustand übergeben, der Hauptmieter stellte sich als enorm unzuverlässig heraus und es fühlte sich nie nach „Zuhause“ an. Irgendwann hielten wir die Planungsunsicherheit nicht mehr aus und legten uns ins Zeug, um etwas anderes zu finden – und wohnen nun seit Oktober in unserer Traumwohnung, in der wir endlich richtig angekommen sind. Zu meinem Geburtstag schenkte mir mein Freund ein Buch, das symbolisch für diese Zeit steht:

Berlin Mit Vergnügen von MitVergnügen

Seit ich im September 2019 nach Berlin gezogen bin, klicke ich liebend gerne auf jeden Link und jede coole Liste von MitVergnügen, die mir im Internet über den Weg läuft. Die vielfältigen Tipps und Empfehlungen erfüllen mich immer mit Vorfreude, in dieser Stadt zu leben und meine Liste an Ausflugsideen und Cafés, die ich ausprobieren möchte, wächst schnell. Dieses Buch stellt eine Einladung dar, hoffentlich bald wieder mehr zu unternehmen, die Stadt noch besser kennenzulernen. Hoffentlich wird das 2021 wieder möglich sein.

Die Beschränkung auf die oberen Titel fiel mir nicht leicht. Bücher, die mir dieses Jahr auch richtig gut gefallen haben, sind diese:


>> Hier geht es zu meinen Favoriten aus dem Jahr 2019.

In diesem Sinne: Ich wünsche euch einen guten Rutsch ins neue Jahr! Was waren eure Highlights?

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